Ein mal Freiheit und zurück, bitte

 

Die Zeitschrift Leben und Erziehen ruft aktuell zu einer Blogparade mit dem Thema #ichwürdegerne auf.

Ich beginne also nachzudenken und mich zu fragen, was ich denn als Mutter gerne würde, wenn ich könnte. Natürlich: mehr schlafen geduldiger sein, mehr Zeit haben… all das wäre schön. Und trotzdem stelle ich fest, während ich angestrengt nach einem Thema für einen neuen Blogartikel suche, dass gerne alles so bleiben kann, wie es ist.

…bis ich auf der facebookseite meiner Freundin und Trauzeugin Bilder sehe. Sie ist beruflich in Indien – und ich, ich ertappe mich dabei, plötzlich ganz fürchterlich neidisch zu sein. Plötzlich keimt da ein Gefühl in mir auf, das immer stärker wird. Schlagartig wird mir klar, was ich jetzt so gerne würde:

 

#ichwürdegerne frei sein!

 

Die Geburt meiner Kinder und das Muttersein haben mich gelehrt, was es heißt, bedingungslos zu lieben oder Verantwortung zu übernehmen. Ich bin erwachsen geworden und habe begriffen, was wirklich zählt. Ich habe viel gewonnen durch das Leben mit meinen Kindern – aber auch etwas ganz großes verloren: meine Freiheit!

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Ich bin höchst unfrei geworden, denn mein Leben wird nahezu komplett bestimmt von der Sorge um meine Kinder. Sie geben den Rhythmus vor, in dem wir leben. Ihre Bedürfnisse stecken den Rahmen ab, in dem wir uns bewegen.

Ich will den Kindern da gar keinen Vorwurf draus machen. Ich bin nicht durch einen dummen Zufall, sondern bewusst zur Mutter geworden. Weil ich es so wollte. Weil ich mir ein Leben mit Kindern gewünscht habe – mit allen Konsequenzen, die das eben so mit sich bringt. Ich bin gerne Mutter! An 8 / 10 Tagen fehlt mir nichts und ich weiß das große Privileg zu schätzen, mit vier wundervollen Kindern durchs Leben gehen zu dürfen.

 

Mehr als eine Mutter

 

Aber es gibt auch die anderen Tage. Die, an denen mir schmerzhaft bewusst wird, dass ich nicht nur Mutter bin. Eigentlich. Es gibt noch viele andere Anteile und Facetten in mir, die meine Persönlichkeit ausmachen – ich kann sie nur nicht ausleben.

Das sind die Tage, an denen ich mich frage, ob ich als Person überhaupt noch stattfinde und davon träume, einfach in ein Flugzeug steigen und die Welt entdecken zu können. Oder abends um die Häuser zu ziehen. Mich treiben zu lassen. Ein Buch nicht danach auszuwählen, ob es auch mit Schlafmangel und in Etappen verständlich ist. Unvernünftig lange aufbleiben und morgens ausschlafen zu können.

Ich male mir aus, wie es wäre, mich Hals über Kopf ins nächste Abenteuer zu stürzen – ohne Rücksicht auf Verluste. Oder mit dem Bartträger wieder leidenschaftlichen Sex zu haben, ohne mit mindestens einem Ohr bei den Kindern zu sein und darauf zu achten, sie ja nicht aufzuwecken.

Es gibt Tage, da möchte ich wieder wild sein und unabhängig, ungebunden und frei. Ich bin dann neidisch auf meine kinderlose Freundin. Die, die nicht nur nach Indien reisen kann, sondern auch noch dafür bezahlt wird.

Ich kann nicht nach Indien reisen. Auch nicht mal ein Wochenende nach Paris. Unter uns: ich kann noch nicht mal ungestört aufs Klo gehen.

Und meine Chancen, das ganze auch noch bezahlt zu bekommen, stehen ebenso gut wie die meines Hundes auf den Bachmann-Preis. Böse Zungen werden es nicht leid zu betonen, dass aus mir ja trotz hervorragender Ausbildung nichts geworden ist.

Ja, ich bin eine Mutter. NUR eine Mutter.

Es gibt niemanden, der mir ein Gehalt zahlt, an dem ich den Wert meiner Arbeit messen könnte. Oder jährliche Boni um anzuerkennen, dass ich einen guten Job mache. Es gibt keinen, der einspringt, wenn ich krank bin oder Urlaub brauche. Es gibt auch keine geregelten Arbeits- oder Pausenzeiten. Und schon gar keine Geschäftsreisen irgendwohin.

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An solchen Tagen überlege ich, wie es wohl wäre, morgens im Leben eines kinderlosen Singles aufzuwachen:

Ich könnte nachts durchschlafen, weil mich weder die beiden Zwerge, noch der scharchende Bartträger wach halten – aber es gäbe niemanden, der sich morgens an mich kuschelt und mir freudestrahlend einen guten Morgen wünscht.

Ich könnte von einem aufregenden Abenteuer ins nächste springen – aber ich weiß aus Erfahrung, dass mich das Singleleben schnell langweilt und das Gefühl, endlich „Mr. Right“ gefunden zu haben, ein ziemlich gutes ist.

Ich könnte morgens in Ruhe frühstücken und dabei sogar eine Zeitung lesen – aber es gäbe keinen, der zwischendrin mit mir spricht, mich mit seinem Humor überrascht oder unbeholfen auf meinen Schoß klettert, um seine Joghurtschnute an mir abzuschmieren.

Natürlich könnte ich reisen und ausgehen – aber es gäbe niemanden, mit dem ich das Erlebte teilen kann.

 

Schlagartig wird mir klar: das ist nichts für mich!

 

Ich liebe das Leben genau so, wie es jetzt ist: laut und manchmal ganz furchtbar chaotisch, lebendig und wuselig, herzenswarm, anstrengend und voller Überraschungen. Um keinen Preis der Welt würde ich das eintauschen wollen!

Ich ziehe oben genannten Wunsch also zurück und ersetze ihn durch #ichwürdegernesoweitermachenwiebisher

Und ich vertraue darauf, dass auch wieder andere Zeiten kommen. Zeiten, in denen die Kleinen durchschlafen oder mich auf Reisen begleiten können, in denen die Kinder immer selbständiger werden und zunehmend Zeit auch für mich bleibt.

Bis dahin genieße ich das Leben einfach so, wie es ist. Ich schaffe mir kleine Freiräume, nur für mich – und seien es nur zehn Minuten alleine mit gutem Lesestoff, einem Kaffe und einer Tafel Schokolade. Wenn mich die Sehnsucht wieder einmal packt, träume ich mich ein bißchen in die weite Welt hinaus. Einer Reiseführer liegt immer im Badezimmer – nur für den Fall der Fälle, dass ich es doch mal alleine auf die Toilette schaffe.

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Kennt ihr das? Das Gefühl, nur noch Mutter zu sein? Die Sehnsucht nach all dem, was einen darüber hinaus ausmacht? Wie geht ihr damit um? Welche Strategien habt ihr, um nicht nur euren Kindern, sondern auch euch selbst gerecht zu werden?

 

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