Familienurlaub in Sögel – Natur pur!

Haus am Meer, Vergnügungspark gleich daneben, ein privater Pool mit Abo auf Sonnenuntergänge und perfektes Wetter, dazu dauerglückliche Kinder. Die Messlatte für einen perfekten Familienurlaub hängt spätestens seit Instagram unerreichbar hoch.

Wir versuchen gar nicht, da mitzuhalten und landen in einer Ferienregion, von der wir so gut wie nichts wissen. In einem Ferienhaus, das wir uns nie selbst ausgesucht hätten (Anmerkung der Redaktion: die Schwiegereltern haben gebucht). Die Bude ist altbacken, bißchen ungepflegt und weit weg von dem, was gemeinhin als #instagrammable bezeichnet wird.

Nur eine Woche, denken wir und machen uns gegenseitig Mut. Irgendwie geht das schon. Dass sich dieser Urlaub im Nirgendwo, ohne größere Attraktionen und in einem verwohnten Häuschen zu einem der besten Urlaube entwickeln würde, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.

Ist aber so

Ein Wald voller Abenteuer, in dem die Jungs, der Hund und ich nach Herzenslust herumstromern. Pilze, Beerensträucher und ein idyllisch in einer Waldlichtung liegendes Jagdschloss. Wir laufen durch nebelfeuchtes Gras zum See, bestaunen unzählige Fliegenpilze und klettern auf herumliegende Baumstämme. Die Kinder bauen Hütten und besteigen einen „Vulkan“ im Wald. „Mama, es riecht nach Asche und ich kann die Lava sehen“, heißt es.

Manchmal gar nicht so leicht, die klitschnassen, schlammbeschmierten Kinder wieder aus dem Wald zu bekommen. Ein Glück, dass wir auf dem Rückweg jede Menge Fuchsbauten und Mauselöcher am Wegrand bestaunen können und das Ferienhaus direkt am Waldrand liegt. Scheiß auf Interior, DAS ist tatsächlich ein Standortvorteil!

Die beiden Kleinen erforschen den Wald. Der Zehnjährige entdeckt das Fotografieren für sich. Die Bulldogge entwickelt eine Leidenschaft für Eicheln und Pferde. Und ich? Ich genieße die Natur und das Kinderlachen. Die viele Bewegung und die Gespräche mit den Kids, die sich irgendwo zwischen Klettern, Toben und Staunen ergeben.

Es gibt nichts, das uns ablenkt oder zwischen uns steht. Auch kein WLAN übrigens. Dass das Ferienhaus der Schwiegereltern über ein ungesichertes WLAN-Netz verfügt, in das wir uns einloggen können, erfahren wir zum Glück erst am vierten Urlaubstag.

Es gibt nur uns, die Natur, Bewegung und Begegnung. Vermutlich ist es dem Umstand fehlender Ablenkung zu verdanken, dass wir uns einlassen müssen aufeinander. Vermutlich trägt auch die absolut fehlende Erwartungshaltung an diesen Urlaub im Nirgendwo dazu bei, dass wir ihn aufsaugen, genießen und feiern.

Schätze der Natur – bei jedem Spaziergang Bewunderung.

Was es wirklich braucht

Wenn wir müde, nass und hungrig ins Ferienhäuschen zurückkehren, stört es uns nicht, dass der Charme längst vergangener Tage in den Mauern hängt. Dann sehen wir großzügig über jede Geschmacklosigkeit hinweg, über Uralt-Kochplatten, kaputte Steckdosen und fehlende Ausstattung. Immerhin gibt es gleich zwei funktionierende Fernseher, die ich den Kindern ungeniert einschalte. Wer den halben Tag draußen in der Natur herumstromert, darf es sich ausgiebig im Warmen mit einem guten Film gemütlich machen.

Natürlich wäre mehr Ausstattung nice to have. Aber wenn wir ehrlich sind, braucht es nicht mehr als das hier: ein altes Oma-Häuschen am Waldrand: in einem Ferienhauspark, irgendwo im Nirgendwo.

Der Zehnjährige beginnt mit Naturfotografie

Auch die Abende zeichnen sich mehr durch Gleichförmigkeit und Normalität, als durch irgendwelche Highlights aus. Wir schlafen in unterschiedlichsten Konstellationen in den Betten, spielen abends Gesellschaftsspiele oder schauen fern, trinken Kräutertee oder Wein. Und es ist genau das, was ich brauche: abends noch mit dem Hund durch die Nacht zu stolpern und dann eine letzte Tasse Tee zu trinken, während der Zehnjährige mich bei diversen Gesellschaftsspielen abzockt. Das ist nichts Besonderes. Aber genau deswegen vermutlich so stimmig und gut.

Angekommen im Jetzt

Wenn ich vor dem Schlafengehen einen letzten Blick auf mein Handy werfe, stelle ich oft erstaunt fest, dass der Schrittzähler 15000 Schritte zeigt – und das, obwohl mein Handy die meiste Zeit des Tages irgendwo auf einem Schrank liegt. Ich merke, wie sehr dieses Gerät und auch Instagram hier an Bedeutung verlieren für mich. Wie sehr ich im JETZT ankomme, den Moment wertschätze. Endlich einmal nicht pausenlos getrieben von Gedanken, Plänen und einem ständigen Blick ins www.

Pilze, der ganze Wald voller Pilze!

Vermutlich macht genau das einen guten Urlaub aus. Herunterfahren, zu entschleunigen, mit denen, die man liebt, in Beziehung zu treten.

Nein, ich hätte mir diesen Ort definitiv nicht selbst als Urlaubsziel gewählt. Aber ich verstehe jetzt, warum die Schwiegereltern seit über zwanzig Jahren zum Teil mehrfach jährlich hierher fahren. Die Kinder sprechen davon, im nächsten Jahr wiederzukommen. Auch ich kann der Idee etwas abgewinnen.

Ein paar Fakten und Infos zu Sögel im Emsland:

Sögel ist eine Verbandsgemeinde im Emsland mit etwa 8000 Einwohnern. Sehenswert sind neben dem unfassbar schönen Wald und der unberührten Heidelandschaft die barocke Jagdschlossanlage Clemenswerth.

Der Ferienhauspark Sögel liegt in unmittelbarer Nähe des Waldes. Die Ferienhäuser werden privat vermietet, die Touristen Information tritt lediglich Vermittler der Ferienhäuser auf. So ist der Standard der Häuser sehr unterschiedlich und abhängig vom Engagement der Vermieter. Wir hatten leider Pech mit unserem Haus, die Schwiegereltern nebenan wohnten für den selben Preis in einer ziemlich perfekten Unterkunft. In meinen Augen schade, dass die Touristen-Information nicht für einheitliche Standards oder zumindest einen Mindeststandard sorgt. Ein genauer Blick im Vermieterverzeichnis ist also angebracht, um die Spreu vom Weizen zu trennen (und es gibt zahlreiche wirklich lohnenswerte Häuser!).

Die Mietpreise sind generell niedrig, die Lage direkt am Waldrand überzeugt. Viele der Häuser sind familienfreundlich und verfügen über eine entsprechende Ausstattung wie Treppenschutzgitter, Babybetten oder Hochstühle. Das Mitbringen von Hunden ist nicht in allen, aber bei sehr vielen Häusern möglich. Manche der Ferienhäuser verfügen über ein komplett eingezäuntes Grundstück oder auch über Spielgeräte im Garten.

Es gibt unzählige und teilweise wirklich lohnenswerte Spielplätze in Sögel. In den Ferienhäusern liegt ein Stadtplan aus, in dem diese verzeichnet sind. Vor allem der Spielplatz beim Fußballplatz wurde von unseren Kindern gefeiert.

Für alle, denen das Nichtstun und die Spaziergänge in der Natur auf Dauer zu langweilig werden, hier ein paar Ausflugstipps in der Umgebung:

Ganz besonders gut gefallen hat uns das Erholungsgebiet Surwolds Wald. Der Eintritt ist frei und schon der Spielplatz mit den Riesenrutschen ein Erlebnis. Attraktionen wie die Sommerrodelbahn, der Kletterpark, der 3D-Bogenpark, der Märchenpark oder die Minigolfanlage kosten extra. Die Preise sind absolut moderat. Vor allem der Kletterpark hat die Kinder begeistert (Klettern ab fünf Jahren möglich).

Das beheizte Waldfreibad in Sögel war während unseres Urlaubs im Oktober geschlossen, klingt für die Sommermonate aber vielversprechend.

Der Indoorspielplatz Springmaus Kinderspieleland ist ein ganz normaler Indoorspielplatz und damit nichts besonderes – war aber eine nette Abwechslung an Regentagen für die Kids, die sonst immer in der Natur unterwegs waren.

Für alle Freunde von Freizeitparks sei noch Schloss Dankern erwähnt. Vermutlich nicht jedermanns Geschmack, aber unsere Kinder haben einen Tagesbesuch dort sehr genossen.

Einen Besuch der Meyerwerft in Papenburg haben wir leider bei diesem Urlaub nicht geschafft – er steht aber ganz oben auf meiner Wunschliste für das nächste Mal.

Für alle Pferdefreunde gibt es in der Umgebung von Sögel unzählige Pferde- und Reiterhöfe.

Sögel: mehr Sein als Schein

Allen, die auf der Suche nach einem bezahlbaren Familienurlaub in der Natur sind, sei Sögel tatsächlich an Herz gelegt. Der Ort punktet nicht nur mit ganz viel Ruhe und einem wundervollen Wald, sondern auch mit einer wirklich guten Infrastruktur und einer engagierten Touristen-Information.

 

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