Die unzähligen Erziehungsratgeber auf dem Markt legen dir nah, erst mal eine Fortbildung zu machen machen. Schließlich ist Eltern sein ein wichtiger Job. Und wir haben den bitteschön nicht nur ernst zu nehmen, sondern auch richtig zu machen. Du musst also lesen, lernen, üben und einkaufen. Vor allem letzteres. Schließlich wollen wir uns nicht schlecht ausgestattet outen als unzulängliche Anfäger im Mom-Business.
Sollte ich jemals einen Elternratgeber schreiben (aktuell nicht in Planung, aber möglich wärs ja doch), gibt es keine Einkaufsliste. Nicht nur, weil ich sowas trotzig boykottiere. Nicht nur, weil ihr gefühlt vierzehn Millionen Erstausstattungslisten auch googeln könnt. Die wirklich wichtigen Zutaten des Elternseins könnt ihr eh nicht kaufen.
Vergesst also aufwändige Einkaufslisten. Lasst euch nicht einreden, dass ihr schlecht qualifiziert seid als Eltern. Vor allem aber lasst euch kein schlechtes Gewissen machen. Eltern sein ist kein Wettbewerb. Und für einen gelungenen Alltag mit Kind braucht es weniger als gedacht. Hier also die fünf Zutaten gelassener Elternschaft.
Liebe
Ist eh klar, oder? Stellt sich bei den allermeisten Menschen inerhalb von zwei Atemzügen ein. Ist irgendwie ein Naturgesetz. Liebe ist überlebenswichtig. Weil die Tatsache, dass wir unsere Kinder so verdammt und unendlich lieben, der Motor ist für das alles. Wir stehen nachts auf und lassen uns mit Babykotze vollspucken. Wir ertragen das Gebrüll eines Dreijähriger und versuchen, den „richtigen“ Teller zu decken. Wir hören zu, trocknen Tränen, pusten Schmerzen weg – selbst dann, wenn unser eigener Kopf kurz vorm Zerspringen ist. Wir ertragen andere Eltern auf Spielplätzen. Wir spielen stundenlang mit unseren Kindern Lotti Karrotti oder essen imaginäre Spaghetti vor Kinderüchen.
Würden wir all das tun, wenn wir sie nicht so verdammt lieben würden???
Eben. Liebe kann man weder kaufen, noch üben. Wir können sie aber spüren und uns bewusst an sie erinnern. Gerade dann, wenn es schwer ist (und mal ehrlich: irgendwie ist es das ja regelmäßig im Leben mit Kindern) hilft uns die Liebe. Wir können in den guten Momenten ganz bewusst dieses Band spüren, das uns mit den Kindern verbindet. Und in den weniger guten Momenten davon zehren.
Man sagt, Liebe macht blind. Ich würde das nicht unterschreiben wollen, aber sicher ist: Liebe verändert den Blickwinkel. Denn wir können einen schreienden Dreijährigen als kleinen Tyrannen sehen, der seine Grenzen austestet. Wir können aber auch ein Kind sehen, das ist Not ist. Liebe macht, dass nicht nur unser Kopf entscheidet – sondern das Herz mitspricht.
Humor
ist das, was du brauchst, um den Kopf über Wasser zu halten. Gut, vielleicht gehörst du zu den wenigen, deren Kinder keine Milchbecher umschmeißen oder selbst Haare schneiden. Vielleicht hast du Nerven wie Drahtseile und Kinder, die nach Plan funktionieren. Glückwunsch! Allen anderen, deren Kinder ebenfalls vor unkonventionellen Ideen sprühen und einen Hang zur Interiorumgestaltung mit Wachsmalstiften haben, deren Garagen auch voll mit Schätzen Sperrmüll stecken, den Kinderhände in wochenlanger Kleinarbeit bei jedem Spaziergang zusammengetragen haben. All diejenigen, die mittags ebenfalls eine lautstarke Jury mäkeliger, kleiner Gourmets am Tisch sitzen oder regelmäßig geschwisterliche Kleinkriege im Wohnzimmer schlichten müssen – sie brauchen Humor.
Weil lachen einfach immer besser ist als schimpfen.
Ist so. Wirklich! Außerdem macht Elternsein auch einfach mehr Spaß, wenn du drüber lachen kannst. Heißt nicht, dass du immer alles gut finden, keine eigene Meinung haben oder nie auf den Tisch hauen sollst. In acht von zehn Fällen lohnt es aber sowieso nicht, sich aufzuregen. Lach also einfach.
Improvisation
Du magst ein gut organisiertes, minutiös getaktetes Leben führen. Sobald du Kinder hast, ändert sich das. Schlagartig. Weil mit Kindern eigentlich immer irgendwas dazwischen kommt. Kinder sind unplanbar, sprunghaft und chaotisch. Das Leben mit ihnen ist es auch. Natürlich kannst du trotzdem weiter Pläne machen. Aber stell dich drauf ein, dass das Leben mit Kindern von dir eine gehörige Portion Improvisation abverlangt.
Je mehr du bereit bist, das anzunehmen, umso leichter wird es. Sieh deinen Hang zur Improvisation, wenn der Turnbeutel kaputt oder das Haargummi verschlampt ist, also nicht als Makel (Anmerkung: viele Eltern schämen sich tatsächlich dafür, ständig irgendwie improvisieren zu „müssen“). Feier dich!
Aus einer Socke einen Barbisschlafsack zu machen oder aus einem alten Schuhkarton eine Transportbox für den Kuschelhund, ist eine grundlegende Fähigkeit des Elternseins! Gleiches gilt für Last minute Geburtstagsgeschenke, gepimpte Fertickbackmuffins (die Verzierung ist das, was zählt!) oder fünf mal umentschiedene Familienausflüge.
Improvisation ist es, was es dir möglich macht, das unplanbar chaotischen Leben mit Kindern überhaupt irgendwie in den Griff zu bekommen. Falls du morgens also wieder nur mit einem harten Kanten Brot da stehst, weil der Gang zum Bäcker ausfallen musste wegen Drama oder Lotti Karotti oder was-auch-immer: schäm dich nicht, wenn du statt ein Pausenbrot einfach den Kuchen vom Vortag oder ein paar Cräcker einpackst. Feier dich für jede kreative Lösung!
Empathie
Man sollte meinen, daran mangelt es uns Eltern nicht. Schließlich stehen wir ja immer in den Startlöchern, um unseren Kindern irgendwie zu helfen oder das Leben leichter zu machen. Stimmt. Ist aber trotzdem nur die halbe Wahrheit.
Weil wir vor lauter Funktionieren und einem Kopf voller Pläne oft vergessen uns zu fragen, was unser Gegenüber gerade braucht. Wenn der Autopilot läuft (und der läuft oft – eine absolute Erleichterung im Alltag und nichts, wofür wir uns schämen sollten!) sind wir oft blind für die Bedürfnisse der anderen. Dann spüren wir den Zeitdruck und sehen ein Kind, das es irgendwie nicht gebacken bekommt, seine Schuhe anzuziehen. Aber wir checken nicht, dass der Grund weniger in der Totalverweigerung, sondern mehr in der Tatsache liegt, dass der kleine Mensch vor uns etwas erlebt hat, dass er uns unbedingt jetzt sofort mitteilen will. Weil er wahnsinnig Angst hat, das Ganze 45 Sekunden später schon wieder vergessen zu haben.
Wir planen ein tolles Event und erwarten dankbare Kinder – haben dabei aber leider vergessen, ein mal in den Nachwuchs hineinzufühlen und zu merken: die wollen gar nichts Großes erleben. Sie wollen zu Hause sitzen, in den Arm genommen werden und gemeinsam abhängen. Empathie hilft. Allen übrigens. Denn Empathie ist keine Einbahnstraße. Kinder übernehmen das, bei zunehmendem Alter immer mehr.
Selfcare
ist ja irgendwie ein neudeutsches Wort. Ein Hype. Aber definitiv nichts, wofür du Bücher lesen oder Kurse besuchen musst. Nenn es einfach: eine gesunde Portion Egoismus und du weißt, was ich meine….
Selfcare ist, in Ruhe noch die Tasse Kaffee fertig zu trinken, weil du keine Lust hast, schon wieder mit einer Tasse kalter Plörre da zu stehen. Selfcare ist es, alleine aufs Klo zu gehen – und das auch einzufordern (ab einem bestimmten Alter der Kinder geht das tatsächlich). Selfcare ist, gemeinsam mit dem Partner zu reden und die Kinder in der Zeit Fernsehen zu lassen.
Vielleicht pfeifst du aber auch auf heißen Kaffe und ungestörte Zeit. Vielleicht sind dir andere Dinge total wichtig. Selfcare ist, genau das herauszufinden. Und umzusetzen! Denn wir können unseren Kindern nur dann entspannte und gute Eltern sein, wenn wir uns zumindest nicht ganz aus dem Fokus verlieren.
Hab also kein schlechtes Gewissen, wenn du das nächste mal auf die vierte Runde Lotti Karrotti verzichtest und dich lieber mit einem Buch aufs Sofa kuschelst. Selfcare ist nicht nur jetzt für unsere Kinder wichtig, weil sie uns zu entspannten Eltern macht. Sie ist auch grundlegend für die Entwicklung unserer Kinder. Wir sind Vorbilder. Unsere Kinder lernen durch unser Tun. Auch so etwas scheinbar Banales wie eine gesunde Portion Egoismus Selbstfürsorge.
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