Auch einen Lesemuffel im Haus? Sechs Tipps, wie du dein Kind fürs Lesen begeisterst.

Wie du deinen Lesemuffel für Bücher begeisterstPhoto by Raj Eiamworakul on Unsplash

Wir leben nicht mehr in den Neunzigern. Manche mögen das bedauerlich finden – es ist trotzdem nicht zu ändern. Kinder nehmen heute weder Mixedtapes auf, noch hören sie Walkman. Kein Mensch kann mehr Videorecorder programmieren und kaum einer schreibt im Zeitalter von Whatsapp mehr händisch Liebensbriefe. Vor allem aber gibt es Zweitausendneunzehn in nahezu jedem Kinderzimmer eine Spielkonsole. Mindestens eine! Und ja, auch ich muss das zugeben, die sind schon ziemlich geil!

Das Buch hat also Konkurrenz bekommen durch Social Media und dauerhafte Online-Verfügbarkeit. Die Kinder lesen nicht mehr viel (zugegeben: auch in den Neunzigern klagten Eltern über Lesmuffel). Neben Konsolen, Tablets und Handys wirkt das Buch heute fast ein bißchen altbacken. Nachvollziehbar, aber schade. Die Neunjährigen heutzutage unterschätzen es. Und haben, völlig folgerichtig, ab-so-lut keinen Bock zu lesen.

Was also tun? Hier sechs Tipps, wie du dein Kind fürs Lesen begeistern kannst:

1: Geiler Scheiß!

Natürlich kann ich meinem Sohn ein Buch in die Hand drücken mit dem Hinweis, er könne es lesen. Ich kann Empfehlungen aussprechen, Belohnungen in Aussicht stellen und die Leseverweigerung beklagen. Erfahrungsgemäß hat das einen eher mittelprächtigen Erfolg. Bücher werden nicht attraktiver, wenn man sie lesen MUSS. Und niemand glaubt, einen Hauptpreis in den Händen zu halten, wenn er vorher eine Dreiviertelstunde das Jammern einer Mutter ertragen musste. Sorry Leute, aber wir verkaufen das Lesen auch einfach schlecht.

Wenn wir so tun, als wäre das Lesen von Büchern ein notwendiges Übel, wirkt das für Teenager ungefähr so attraktiv wie Fußpilz und Magen-Darm in Personalunion. Bücher sind geiler Scheiß, den Kinder lesen DÜRFEN. Das wirklich Schlimme ist nicht, sich mit ihnen beschäftigen zu müssen, sondern aus dem gigantisch großen Angebot unterhalsamer, geistreicher, saucooler Bücher eine Auswahl treffen zu müssen. Weil: alle kann man einfach nicht lesen.

Ein Punkt, den wir Eltern uns hinter die Ohren schreiben müssen. Wenn wir fürs Lesen Werbung machen wie für ein Kilo angeschimmelter Kartoffeln, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Kids am Ende schreiend wegrennen.

2: Lesestoff anpassen

Mein lindgrenverliebtes Herz blutet ein bißchen angesichts der Tatsache, dass die Lesevorlieben der heutigen Kinder nicht ganz deckungsgleich mit denen der Neunziger sind. Heißt: nicht jedes Buch, das früher funktionierte, ist auch heute noch Garant für ungetrübten Lesespaß. Die Kinder heute wollen oft was „cooleres“ (nicht immer, machches funktioniert zu meiner Freude nach wie vor – siehe auch mein Artikel über Klassiker).

Ich bin ehrlich: am liebsten sind mir „Bücher mit Anspruch“. Aber erstens ist eh nicht klar, wie man das definiert. Und zweitens breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich meinen Kindern Comics, Zeitschriften oder an Fernsehserien angelehnte Bücher besorge. So lange Kinder -freiwillig und gerne-  lesen, kann das meinetwegen auch das Aldiprospekt oder Telefonbuch sein.

Oft kommt ein gutes Buch auch gut getarnt daher: es gibt verdammt guten Lesestoff in Form von Graphic Novels oder Comics. Vielleicht ein Anlass für uns Elterngeneration, alte Pfade zu verlassen und sich wirklich für Neues zu öffnen.

P.S. Und natürlich gibt es jede Menge cooler Bücher mit Anspruch für Kinder von heute. Ab sofort auf dem Blog: jede Woche eine neue Buchvorstellung. Bis dahin seien allen Lesemuffeln (und deren Eltern, die Bücher sind für jedes Alter eine Granate!) die Bücher von David Walliams empfohlen. Solltet ihr diesen Britischen Autor nicht kennen: ändert das! Am besten jetzt sofort! Selten hatten meine Kinder mit Büchern mehr Spaß. Stellvertretend sei hier die Buchvorstellung von „Billionen Boy“ verlinkt.

Kinder müssen also nicht das Telefonbuch lesen. Aber sie dürfen! (wobei: das gibt es 2019 ja irgendwie auch nicht mehr…)

Wie du deinen Lesemuffel für Bücher begeisterst

Aktuelle Lieblingsbücher unseres Neinjährigen

3: ein unauffälliges Angebot

Gute Bücher kannst du überall finden. Auch oder gerade dort, wo du sie nicht suchst. Genau darauf setze ich. Meine Kinder gehen selten gezielt ans Bücherregal. Wenn auf dem Klo aber ein Stapel Marvel Comics liegt und auf der Treppe wirklich witzige Romane, stehen die Chancen ganz gut, dass aus Versehen trotzdem mal einer hineinschaut – und hängen bleibt.

Damit ein breit gefächertes Angebot am Ende nicht ins Geld geht oder für schlechte Stimmung sorgt, weil trotz bester Absichten eben immer noch keiner liest: hier eine klare Empfehlung für Bibliotheken! Da tut es keinem weh, wenn drei Wochen Bücher im Bad liegen, in die am Ende dann doch bloß die Mutter schaut.

4: selbst aussuchen lassen

Bücher mögen erklärtermaßen oldschool und langweilig sein – aber es bringt keinen um, ein mal im Monat in die nächstgelegene Bücherei oder Buchhandlung zu spazieren und sich umzuschauen. Nur wer das Angebot kennt, kann überhaupt eine Wahl treffen. Deswegen schleppe ich meine Kinder mit (sogar öfter als ein mal im Monat). Und jeder „darf“ sich ein Buch aus der Bücherei aussuchen. (in Anführungszeichen, weil eines pro Nase tatsächlich immer eingepackt wird. Das ist erklärtes Ziel dieser Ausflüge).

Ob das Buch zu Hause gelesen wird, ist mir egal. Die Tatsache, dass auch der Neun- und die Dreizehnjährige sich wenigstens für eine Viertelstunde mit unterschiedlichsten Titeln beschäftgen, reicht mir vollkommen. Ich kann nicht erklären, warum: aber selbst die Lesemuffel hier im Haus lieben unsere Ausflüge zur Bibliothek.

5: Lesen!

Ist jetzt kein total überraschender Tipp, ich weiß. Aber nur der, der auch wirklich mal ins Buch schaut, hat die Chance zu erfahren, wie viel Spaß das Ganze bringen kann. Eltern können viel erzählen. Dass Lesen cool ist, merkst du halt nur, wenn du es auch mal selber machst.

Ich gebe das ungern zu, weil ich diesen Kniff lieber nicht anwenden wollen müsste – aber mitunter „überrede“ ich meine Kinder zum Lesen. Oder, etwas freundlicher ausgedrückt: ich setze Anreize, die auch wirklich ziehen. Im Klartext: wer ein ganzes Buch liest, hat danach einen Medientag gut, in dem ohne Zeitkontingent gezockt werden darf.

Das zieht. Meine Kinder lesen plötzlich wie blöd. So viel, dass ich schon überlegt habe, diesen Deal wieder einzustellen. Aber hey: sie lesen! Und merken, das ist geiler Scheiß! Ich hoffe sehr, dass dieser irrwitzig verrückte Weg der Unterhaltung schon bald eine gute Gewohnheit wird, an die sich die Kinder in Momenten großer Langeweile von selbst erinnern.

6: tief durchatmen

Natürlich wärs schön, wenn der Nachwuchs jede Woche drei Taschenbücher verdrückt. Wenn nicht, geht die Welt aber auch nicht unter. Wir reden über das Lesen von Büchern, nicht übers essen, atmen oder das Haus verlassen. Also tief durchatmen und den Druck rausnehmen. Lesen ist gut und schön (und ganz wundervoll, beglückend, inspirierend, den Horizont erweiternd und entspannend) – aber eben nicht überlebensnotwendig. Lesen –  im Sinne  der Aufnahme und Verarbeitung geschriebener Texte – tun die Kinder sowieso dauerhaft. Und sei es beim Lesen von Textnachrichten.

 

Und jetzt seid ihr dran: wie motiviert ihr euren Nachwuchs zum Lesen? Wann setzte bei euch die Leseflaute ein? Oder gehört ihr zu den Glücklichen, deren Kinder tatsächlich lieber zum Buch als zum Handy greifen? Ich bin gespannt!

 

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